Freitag, 30. April 2010

Spontandemo gegen Abschiebung des FC Sans Papiers

Im Sommer 2002 wurde der Fußballverein "Sans Papiers - Die Bunten" in Wien gegründet. Er besteht hauptsächlich aus Asylwerbern und Menschen mit unklarem oder illegalem Aufenthaltsstatus in Österreich, da sie keine Papiere besitzen, die ihre Identität oder Staatsbürgerschaft nachweisen können. Immer wieder verlor der Verein - nach österreichischem (Un-)Recht "logischerweise" - Spieler durch Abschiebungen. Doch was sich gestern (DO, 29.4.2010) an der Marswiese, dem Trainingsplatz des Vereins, abspielte, war einmalig: Praktisch der gesamte Verein, inklusive Trainer, fünf der 16 Spieler (lt. Blog: sportswire.de), wurden in einer konzertierten Aktion, an der rund 100 Polizisten beteiligt waren, festgenommen und in Schubhaft gesteckt. Bereits heute Freitag, 7 Uhr, sollen die ersten abgeschoben werden (wohin eigentlich?).

Eine nach internationalem Vorbild (Sans Papiers-Vereine gibt es in einigen Ländern, allen voran in Frankreich, wo das ganze seinen Ursprung hat) aufgebaute Aktion für Toleranz und Menschenrechte fand somit ihr Ende durch ein intolerantes Unrechtssystem in Österreich, dem eine die Menschenrechte verhöhnende Ministerin vorsitzt und vergeblich als "eiserne Lady" der FPÖ Stimmen abzugraben versucht - ohne zu bemerken, dass die FPÖ-Sympathisanten diese harte Linie ohnehin als Verdienst der jahrelangen FPÖ-Vorarbeit werten und das ganze der ÖVP letztlich kaum eine Stimme bringen wird. Dass die ÖVP, und in ihrem Windschatten die SPÖ, schon seit Jahren FPÖ-Politik betreibt, ohne der FPÖ dadurch zu schaden (ganz im Gegenteil), ist ihnen offenbar noch immer nicht klar. Wen die ganze konzertierte Abschiebeaktion gegen organisierte Flüchtlinge an Operation Spring erinnert - zurecht.

Mobilisierung und Blockaden

Ab etwa 18 Uhr wurde die Verhaftungsaktion der Öffentlichkeikti via Twitter bekannt. Bereits kurz danach wurde zu einer Versammlung am Rathausplatz aufgerufen (Foto). Gegen (laut krone.at) 19:30 Uhr bildete sich schließlich eine Demonstration aus etwa 200 bis 300 Personen (manche Zeitungen schreiben 150 bis 200, der ORF/ZIB24 sagt 250, Teilnehmer sagen mitunter bis zu 400), die via SMS-Ketten, aber auch über Twitter und Facebook mobilisiert wurden, am Hernalser Gürtel [korrigiert, 30.4., 15:15h] (Foto 1, Foto 2), wo ein Polizeitransporter mit den Fußballspielern erblickt wurde und vorübergehend blockiert wurde. Dem Polizeitransporter wurde ein Reifen aufgeschlitzt, der Gefangene wurde in ein anderes Fahrzeug gebracht, der Polizeitransporter abtransportiert (Foto). Die Demo wurde gegen etwa 21 Uhr aufgelöst, es gab insgesamt etwa 46 (Indymedia) vorübergehende Verhaftungen (Video), denen Anzeigen wegen Verstoß gegen das Versammlungsgesetz und Widerstand gegen die Staatsgewalt folgen werden. Bei der Auflösung der Blockaden wurden zahlreiche Personen grob von der Straße gezerrt, mindestens ein Demonstrant wurde beim Polizeeinsatz (an den Rippen) verletzt und ins Krankenhaus überstellt. Die Demo zog nach der Auflösung der Blockade (via Alser Straße) Richtung Polizeianhaltezentrum (PAZ) Rossauerlände, wo die Sans Papiers und die Demonstranten inhaftiert worden sein sollen (Fotos: Demo am Weg zur Rossauer Lände 1, 2).

Bis Mitternacht wurden die meisten der vorübergehend festgenommenen Demonstranten wieder (mit Anzeigen) frei gelassen, nach Mitternacht löste sich die Versammlung, die noch immer aus etwa 100 Personen bestand, allmählich auf. Zuletzt gab es noch die Androhung einer gewaltsamen Räumung der Blockade der Rossauer Lände seitens eines "Polizeivermittlers". Ab Mitternacht soll es unter dieser Adresse auch Livestream gegeben haben (jetzt wird dort ein Video von der Demo ab der Alser Straße gestreamt).

APA-Aussendung und Medienberichte ab etwa 22 Uhr

APA-Reporter dürften rasch von der Sache Wind bekommen haben und gegen 22 Uhr eine Aussendung hinausgegeben haben (und kamen damit offenbar und zum Glück der Polizei zuvor, die bekanntlich nur einseitige Meldungen herausgibt, die nichtsdestotrotz unhinterfragt von den meisten Medien abgeschrieben werden). So gab es bereits Donnerstag-Spätabend erste Meldungen - über die Qualität des Inhalts sowohl der APA-Meldung als auch der Redaktionen lässt sich allerdings streiten. Generell werden die Demonstranten als blöd dargestellt (sie hätten gegen eine Abschiebung mobilisiert, doch eigentlich ging es ja "nur" um eine "Überstellung" [in ein Schubhaftzentrum wohlgemerkt, aber das spielt ja keine Rolle]), die Kleine Zeitung lässt sich zur interessanten Formulierung hinreißen, "es kam zu einer Sachbeschädigung" [was stark nach Vandalismus klingt], fügt aber dann doch dazu, dass es sich dabei um den Reifen des Polizeitransporters handelt. In den Meldungen ist zudem dauernd von einem Nigerianer die Rede - also DER "Klischee-Afrikaner", der zudem von einschlägigen Politikern mit dem Attribut "Drogendealer" versehen ist - sprich, die denkbar beste Charakterisierung eines Ausländers, dessen Abschiebung der Bevölkerung möglichst sympathisch erscheinen soll. Ich wage daher diese Angaben zu bezweifeln, zumal es sich bei den Spielers des FC Sanspapiers zu einem Gutteil, wie der Name schon sagt, um papierlose, staatenlose handelt:
- derstandard.at
- news.at
- kleinezeitung.at
- diepresse.com
- Vienna Online
- ORF-ZIB24 (45 Sekunden)

Selbst die Krone berichtet über die Demo und zeigt von allen Zeitungen das eindeutig gewagteste Foto, auf dem zwei Polizisten zu sehen sind, die einen Demonstranten mit dem Kopf nach unten offenbar in diesem Moment grob von der Straße wegreißen: Titel des Berichts: "Wien: Turbulente Demonstration gegen Abschiebung" (die Überschrift erwähne ich deshalb, da es ab und zu vorkommt, dass Berichte, die zu positiv (und relativ neutral ist in der Krone schon "zu positiv" für den Chef) über jugendliche Aktivisten geschrieben sind, nachträglich "korrigiert" werden. So wurde aus einem Bericht über den Protest zu Ministerin Karls Angelobung aus einer Überschrift à la "Lautstarker Protest gegen Karl-Angelobung" (oder so ähnlich) "Wir begrüßen die neue Ministerin im Amt" [!], nicht wortwörtlich, aber sehr ähnlich!)

Auch die ÖH Wien brachte bereits um 22:33 Uhr eine OTS-Aussendung zur spontanen Demo heraus.

Die offizielle Webseite der Sans Papiers in Wien, http://www.fcsanspapiers.org, verzeichnete gestern (29.4.) 716 Abrufe - von 1.205 seit Start der Seite Anfang Jänner 2010 (davor dürfte der Verein unter anderer URL online gewesen sein).

zuletzt aktualisiert: 30.4., 3:30 Uhr (die Uhrzeit da unten stimmt überhaupt nicht)

Freitag, 9. April 2010

Flugzeugfutter im Vergleich

Möchte mal hier zum Wohle der Menschheit ein paar Fluglinien-Bewertungen abgeben, in denen nur das wesentliche berücksichtigt werden soll: Das Essen (bewertet mit maximal 10 Punkten). Diesen kleinen Vergleich werde ich als Rangliste anführen. Berücksichtigt werden natürlich nur Fluglinien, mit denen ich in letzter Zeit persönlich geflogen bin. Dies sind: Ryanair, flyniki, AUA, swiss und KLM:

1.) 9 von 10 Punkten: AUA - hat zweifellos die hochrangigste Verpflegung, nämlich von Do & Co. Auf den Flügen zwischen Wien und Zürich gabs letztes Jahr ein feines (Toast-Weißbrot)-Sandwich, dieses Jahr zwei Stück Kuchen (eins mit Fruchtcreme-Füllung, eins mit Apfelstückchen) und einmal ein Schwarzbrot-Sandwich mit Schinken und Käse. Allesamt: erste Klasse, geschmacklich und qualitativ.

2.) 8,5 von 10 Punkten: flyiniki - die besten Sandwiches aller Airlines. Vom Äußeren her ein klassisches Weißbrot-Toast-Dreiecksandwich, und zwar zwei Stück (wie in den Supermärkten - aber anderer Hersteller, frischer und besser). Das flyiniki-Sandwich ist barock gefüllt, frisch, saftig, knackig, geschmackvoll. Auf Rang 2 ist flyniki nur deshalb, da die AUA-Catering-Küche qualitativ und von der Vielfalt her doch noch ein Stück höher eingeschätzt werden muss.

das wars im Grunde schon mit den positiven Bewertungen. Die weiteren Ränge sind eher ein Ranking des Abschaums:

3.) 4 von 10 Punkten: Swiss - Immerhin: Es gibt ein Sandwich. Allerdings: An Qualität kaum zu unterbieten. Es ist ein (natürlich kleines) dunkles Weckerl, feucht und ohne jeden Geschmack, von Außen ist kein Inhalt zu erkennen. Öffnet man es, erblickt man einen hauchdünnen Streifen (offenbar maschinengefüllt) Thunfisch-Paste. Das wars. Man fühlt sich richtig verarscht und kulinarisch vergewaltigt. Übrigens: Im Grunde ist das alles kein Wunder: Wer schon mal in Zürich bzw. der Schweiz war, weiß: Essen im Straßenverkauf, aber auch in den Supermärkten und Restaurants, ist unglaublich teurer, während gleichzeitig die Belegung bzw. Füllung der Snack unglaublich geizig ausfällt und auch die Qualität tendenziell unter der aus Österreich gewohnten liegt. Ein spärlich mit einer Scheibe Schinken und Käse "gefülltes" Sandwich kriegt man in Zürich nirgendwo unter 7 bis 9 Franken, also 5 bis 6 Euro - und was besseres als Toastschinken kriegt man in Zürich nicht mal in Pizzerien, die als beste der Stadt gelten - das will was heißen! Geizig und gierig, ohne jedes Schamgefühl, die Schweizer!

4.) 1 von 10 Punkten: KLM - Swiss klingt schlimm? Nun ja, bei KLM gibts jedes Mal eine Packung TUC-Cracker (klassisch). Sonst nix.

5.) 0 von 10 Punkten: Ryanair - Bei Ryanair gibts gar nix - außer, man hat ein paar Zehner locker in der Tasche. Noch Fragen? Nein, lassen Sies lieber, ich versteh sie sowieso nicht, weil die Werbung so laut ist...

Noch kurz zu den Getränken: Im Grunde gibt es auf den von mir benützten Linien, die je ca. 1 bis 1,5 Stunden Flugzeit haben (also Kurzstrecke) ein Mal pro Flug ein Getränk aus dem üblichen Sortiment: Soft-Drinks, Mineral, Café und Tee, diverse Fruchtsäfte, manchmal auch Tomatensaft oder ähnliches. Einzige Unterschiede: KLM serviert die Getränke in kleineren Portionen als bei den anderen Fluglinien (0,15 l-Dosen und Fläschschen statt 0,33 l) - aber auf Nachfrage kriegt man überall nochmals Nachschub. Und: Ryanair kostet natürlich. Da gibts nix gratis, die Preise sind horrend.

Sonstiges:
- AUA: Die Musik im Flugzeug vor dem Start ist Wiener Klassik, also ganz staatstragend. Service und Freundlichkeit ist vorbildlich. Bei aller wirtschaftlichen Tragik um die Fluglinie: Qualitativ dürfte sie immer noch zu den besten Linien Europas, wenn nicht der Welt zählen (wie internationale Rankings auch immer wieder nahelegen).

- flyniki: Gibt sich etwas moderner, auch sehr sympathisch. Niki Lauda spricht als animierte Fliege vom Bildschirm, um die Sicherheitsbestimmungen zu erklären. Die Hintergrund-Musik vor dem Start war zumindest letztes Mal sehr chillige Lounge- und "Soulful Drum & Base"-Musik.

- swiss: Typisch Schweiz: geizig, genau dort, wos am einfachsten wäre, Sympathien zu sammeln: Beim Essen.

- KLM: wie gesagt: unverschämt. Cracker und Extra-kleine Getränke (0,15 l-Miniaturdosen)

- Ryanair: unter aller Sau. Alles kostet extra, und zwar nicht wenig. Vor dem Start wird man mit Werbung zugedröhnt, während dem Flug drehen dir die Stewards/Stewardessen unverschämt allerlei Klumpat an (und drücken dir Kataloge in die Hand), Sitzplatzreihen dicht wie in einem indischen Zug - nicht zu empfehlen für Leute mit Platzangst. Fazit: Lieber mal 20 Euro mehr zahlen und mit einer richtigen Fluglinie fliegen!
 
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